Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist eine Lebenseinstellung, eine Art zu denken und handeln. Sie verbindet uns weltweit und gleichzeitig mit künftigen Generationen. Nachhaltiges Handeln ist wichtiger denn je, war aber auch noch nie so präsent wie jetzt. Im Folgenden erfahrt ihr, was Nachhaltigkeit überhaupt ist, warum sie so wichtig ist und wie wir nachhaltiger handeln können.
Darf ich vorstellen: Regina - Expertin für Nachhaltigkeit und Minimalismus
Die liebe Regina lebt schon einige Jahre einen nachhaltigen Lebensstil. Schon bevor das Thema zum Trend wurde und man überall Tipps lesen und nachhaltige Alternativen kaufen konnten, wurde sie aktiv und begann ihr Konsumverhalten umzustellen, ihren Müll zu reduzieren und ein einfacheres, aber nicht minder chices und modernes Leben zu führen. Über ihr Instagram-Profil @minimalismus.leben teilt sie persönlich und nahbar Einblicke in ihr Leben und vermittelt dabei Tipps und Denkanstöße rund um einen minimalistischen und nachhaltigen Lebensstil.
Regina und ich haben euch gemeinsam die folgenden Infos zusammengestellt. Wir hoffen, dass Sie euch helfen den Begriff Nachhaltigkeit zu verstehen und mehr Nachhaltigkeit in euer Leben zu bringen.
Instagram: @minimalismus.leben
1. Warum Nachhaltigkeit so wichtig ist
Nachhaltigkeit ist heute wichtiger denn je. Viele Wissenschaftler warnen schon seit einigen Jahren vor den schlimmen Folgen unseres aktuellen Lebensstils. Machen wir so weiter schaffen wir uns selbst und künftigen Generationen Bedingungen auf der Erde, die nicht mehr lebenswert sind.
Falls wir – jeder einzelne von uns, die Politik und Wirtschaft – nicht weiter an einer nachhaltigen Entwicklung arbeiten, hat das irreversible Folgen unter denen künftigen Generationen leiden und im schlimmsten Fall das Leben auf der Erde irgendwann unmöglich macht.
Folgen unseres aktuellen Lebensstils:
- Ressourcen verschwinden, weil
- Flächen mit wertvollen Ressourcen für andere Zwecke genutzt werden
Ein Beispiel ist der Regenwald im Amazonas. Dort werden täglich unvorstellbar große Flächen für beispielsweise den Anbau von Tierfutter oder den Abbau von Gold und Silber gerodet. - sie zu langsam nachwachsen (z.B. Holz)
- sie sich zu langsam regenerieren (z.B. Fischbestände oder Korallen)
- sie nicht nachwachsen (z.B. Kohle, Erdöl oder Erdgas)
- Flächen mit wertvollen Ressourcen für andere Zwecke genutzt werden
- Wetterextreme wie langanhaltende Dürren oder Starkregen, die die Landwirtschaft deutlich erschweren. Vor allem in weniger entwickelten Ländern, in denen die Landwirtschaft die Lebensgrundlage darstellt, sind diese Folgen katastrophal.
- Deutlich mehr lebensbedrohende Umweltkatastrophen (z.B. Erdbeben, Stürme, Tsunamis)
- Aussterben ganzer Pflanzen- und Tierarten, weil sie sich nicht schnell genug an das veränderte Klima und Eingriffe des Menschen anpassen können.
- Eine Verschiebung der Klimazonen, die zu Klimaflüchtlingen führt, welche im Ausmaß größer als die aktuelle Flüchtlingssituation sein wird.
- Verschmutzung der Umwelt, die die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet (z.B. durch Mikroplastik und Feinstaub)
- Ausbeutung von Entwicklungsländern (Ressourcen und Arbeitsbedingungen), durch die Profitgier der Industrieländer
- Hunger und noch größere Armut in Entwicklungsländern aufgrund der Klimaveränderungen, Wetterextreme, Profitgier der Industrieländer und fehlende Ressourcen.
2. Was Nachhaltigkeit überhaupt ist
Nachhaltiges Handeln ermöglicht die Bedürfnisbefriedigung der jetzigen Generation, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen nachteilig zu beeinflussen.
Irrtümlicherweise verbinden die meisten mit dem Thema Nachhaltigkeit lediglich den Umweltschutz. Dabei bezieht sich die Nachhaltigkeit notwendigerweise genauso auf die Wirtschaft und Gesellschaft und setzt alle drei Säulen in Beziehung zueinander.
Ihr fragt euch, warum die Wirtschaft und Gesellschaft für die Nachhaltigkeit genauso wichtig sind?
Da die Wirtschaft einen unglaublich großen Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft hat, ist klar, dass sie als bedeutende Stellschraube in den Wandel eingeschlossen werden muss. Die Wirtschaft (in den Industrieländern) verursacht einen Großteil der Treibhausgase und führt dazu, dass die Schere von Wohlstand, Bildung und Gerechtigkeit weltweit immer größer wird.
Gleichzeitig bedingt die Gesellschaft in der man lebt deutlich, welche Möglichkeiten man zur Bedürfnisbefriedigung hat. Aus diesem Grund ist es essenziell, die Bedingungen über Ländergrenzen und Gesellschaftskreise hinweg gerecht zu gestalten, Armut zu verringern und Bildungsmöglichkeiten und -niveau weltweit anzugleichen.
3. Nachhaltige Handlungsprinzipien
// Erst vermeiden
Das wirkungsvollste Handlungsprinzip für ein nachhaltigeres Leben ist das gänzliche Vermeiden von Müll, Emissionen und Ressourcen. Auch wenn das erstmal so klingt, muss das aber absolut keinen Verzicht bedeuten. Vielmehr geht es darum sich bewusst zu werden, was man wirklich benötigt und achtsam mit den Dingen umzugehen, die man besitzt.
Wir leben in einer Überflussgesellschaft, in der quasi alles jederzeit verfügbar ist und das oftmals zu völlig unrealistisch günstigen Preisen. Das hat dazu geführt, dass wir total verschwenderisch mit den Dingen umgehen und verlernt haben sie wertzuschätzen.
// Dann reduzieren
Was nicht komplett vermieden werden kann, kann aber zumindest reduziert werden. Reduziert im Rahmen von verwendeten Ressourcen und Energie, erzeugten Emissionen und Müll und in Hinblick auf die sozialen Folgen.
Deswegen gilt es auch hier ganz bewusst zu konsumieren (Stichwort: bio, fairtrade, saisonal, regaional etc.) und zu überlegen, wie man den Ressourceneinsatz durch secondhand oder Recycling besser relativieren kann.
// Ansonsten kompensieren
Natürlich kann und will man auch nicht auf alles verzichten. Muss man auch nicht!
Wenn man sich bewusst etwas weniger nachhaltiges gönnen will, kann man die Emissionen über Anbieter wie atmosfair gegen Gebühren und Umweltschutzinitiativen ausgleichen.
Man sollte sich aber dennoch immer bewusst sein, dass das Kompensieren absolut keine Alternative zum nachhaltigen Handeln ist, weil sich diese Kompensation nur auf die CO2-Emissionen beziehen kann. Immer aber auch weitere Emissionen und Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft bedingt werden.
4. Elf Tipps für mehr Nachhaltigkeit in deinem Leben
- Kaufe regional und saisonal
Dadurch reduzierst du die Emissionen, die beim Transport entstehen, unterstützt die Wirtschaft in deiner Region und weißt, dass die Arbeitsbedingungen fair sind. - Kaufe bio und fairtrade
Damit unterstützt du eine artgerechte Haltung, garantierst ethische Arbeitsbedingungen und vermeidest für Mensch und Natur ungesunde Pestizide. - Konsumiere weniger tierische Produkte
Tiere benötigen sehr große Flächen, zum einen in der Haltung, aber auch zum Futteranbau. Dazu stoßen sie sehr viel Methan aus, was einen großen Beitrag an den Treibhausgasen und somit zum Klimawandel leistet. - Vermeide Müll, kaufe unverpackt
Es gibt mittlerweile viele Unverpacktläden, mit deren Hilfe du einen Großteil des Mülls vermeiden kannst. Du kannst aber auch im Supermarkt darauf achten, dass du unverpacktes Gemüse und Obst kaufst und Käse, Wurst und Fleisch an der Frischetheke holst. Bei manchen Supermärkten kann man sogar eigene Behältnisse mitbringen. - Lebe minimalistisch
Überlege dir, was du wirklich brauchst. Wie viel Kleidung, Technik, Bücher … muss wirklich sein. Du wirst überrascht sein, wie befreiend weniger Besitz sein kann! - Kaufe Qualität anstatt Quantität
Auch, wenn Qualität meist teurer ist, hält es länger, schont langfristig deinen Geldbeutel und du sparst Ressourcen ein. - Kaufe secondhand
Mittlerweile gibt es so viele moderne Möglichkeiten secondhand zu kaufen. Dadurch schonst du nicht nur dein Budget, sondern auch die Umwelt. - Miste regelmäßig aus
Check regelmäßig was du nicht mehr brauchst und verkaufe, verschenke oder spende die Dinge. Dadurch machst du anderen eine Freude und zusätzlich relativiert sich der Ressourceneinsatz dadurch auch. - Leihe bevor du kaufst
Oftmals lohnt es sich gar nicht sich selbst etwas zu kaufen. Überlege also, ob du nicht sogar bei Familie und Freunden leihen kannst. - Wechsel zu Ökostrom
Das ist überhaupt nicht viel Aufwand (z.B. über Check24) und spart Emissionen und Ressourcen. Mehr zu Ökostrom erfährst du hier. - Nutze eine nachhaltige Bank
Damit unterstützt du keine unmoralischen Investitionen in die Rüstungsindustrie, Atom- und Kohlestrom, Nahrungsmittelspekulationen, Lobbyarbeit und Geschäftsbeziehungen mit korrupten Regimes.
5. Was Greenwashing damit zu tun hat und was es ist
Nachhaltigkeit ist endlich ein Trend, dem es wert ist zu folgen! Dies hat aber auch die Werbeindustrie entdeckt und bewirbt deswegen Produkte und Dienstleistung mit einem nachhaltigen Image. Diese Produkte und Dienstleistungen haben aber oft wenig mit achtsamem und bewusstem Konsum, nachhaltiger Produktion und Ressourcenschonung zu tun.
Greenwashing bezeichnet den ganz bewussten Versuch von Unternehmen, durch Marketingmaßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne entsprechend zu handeln und den Verbraucher dadurch ganz bewusst zu täuschen.
Formen von Greenwashing
// Beschönigende Formulierungen
Unternehmen nutzen sehr gerne Formulierungen wie „aus der Region“, „nachhaltig produziert“, „umweltfreundlich verpackt“, „natürlich“, „grün“, „ökologisch“ oder „umweltfreundlich“. Das bedeutet aber leider nicht immer, dass das auch wirklich so ist. Diese Begriffe werden nicht geprüft oder sind nicht geschützt.
// Verschleierung
Durch das Hervorheben von positiven Aspekten und gleichzeitigem Weglassen von negativen Aspekten, wird der Konsument ganz bewusst getäuscht. Beispielsweise wird oft auf eine CO2-schonende Verpackung hingewiesen, um von besonders umweltschädlichen Inhaltsstoffe abzulenken.
// Unnötige Informationen
Unternehmen werben oft mit Fakten, die zwar richtig aber irrelevant sind. Beispielsweise mit dem Verzicht auf bestimmte umweltschädliche Inhaltsstoffe, die aber in Deutschland sowieso verboten sind. Das ist den Unternehmen auch bewusst, wird also nur aus Marktingzwecken genannt.
// Täuschende Fotos
Mithilfe von beschönigenden Fotos wird dem Verbraucher ganz bewusst ein komplett realitätsfernes Image verkauft. Jeder kennt Milchverpackungen, die mit frei laufenden Kühen geschmückt sind. Leider entspricht das in den wenigsten Fällen der Realität.
// Marekting-Nachhaltigkeits-Siegel
Da mit der Einführung eines Siegels keine Auflagen verbunden sind, kann jeder ein eigenes Siegel erstellen und bestimmen, wofür es steht und wie es aussieht. Viele Siegel haben deswegen leider nur den Zweck, ein positiveres Image zu vermitteln und sind kaum daran interessiert, den nachhaltigen Wandel zu unterstützen.
Beispielsweise haben bekannte Lebensmittelladenketten mit eigenen Marken eigene Siegel hauptsächlich zum Vermarktungszweck. Es geht sogar so weit, dass sich Unternehmen zusammen tun und gemeinsam Siegel einführen.
Wie du dich vor Greenwashing schützt?
- Das Bewusstsein über Greenwashing ist schon mal eine gute Voraussetzung
- Informiere dich über nachhaltige Siegel und bevorzuge die dir bekannten (z.B. auf www.label-online.de oder www.siegelklarheit.de)
- Informiere dich über Unternehmen und deren Umweltengagement. So kannst du bestimmte Unternehmen komplett meiden bzw. dich bei der kompletten Produktpalette auf eine nachhaltige Produktion verlassen.
- Informiere dich über Inhaltsstoffe, deren Herkunftsländer, dortige Arbeitsbedingungen etc. (z.B. Palmöl oder Kakao)
- Sei Grundsätzlich lieber kritisch als naiv in Hinblick auf die Werbebotschaften